Achtung:
Durch die
Baustelle auf der Aschauerweiher Straße
kann es teilweise zu Behinderungen kommen.
Der Natur-Erlebnisweg
Bischofswiesen bietet ein besonderes Highlight für
Ihren Wanderurlaub bei Berchtesgaden.
Der Natur-Erlebnisweg
Bischofswiesen führt durch ein herrliches Landschaftsschutzgebiet, vorbei an der
alten Siedlung Hochgartdörfl und denkmalgeschützen Bergbauernhöfen.
Der Rundweg ist ca.
2,7 km lang und ohne nennenswerte Steigungen.
Ausgangspunkt der
spannenden Themen-Wanderung mit 8 verschiedenen Stationen ist das Naturbad
Aschauerweiher, Aschauerweiherstr. 85 in Bischofswiesen.
Dort finden
Sie eine Infotafel, einen Wander-Flyer und kostenlose Parkplätze.
Sie können aber auch
an jeder beliebigen Station in den Natur-Erlebnisweg
einsteigen.
Die Inhalte der Infotafeln an den einzelnen Stationen stehen Ihnen hier als Download zur Verfügung.
Am Rande des Parkplatzes beim Naturbad Aschauerweiher
sind die Bäume im Sumpfwald dicht mit Efeu bewachsen.
Oben im Geäst streckt
der Efeu seine Blüten der Sonne entgegen - und diese stinken widerlich süßlich
wie ein fauler Zahn. Die bestäubenden Insekten mögen den Geruch, wir Menschen
eher nicht. Wir wollen einen kariösen Zahn möglichst schnell wieder geheilt
haben. Um so einen hohlen Zahn zu füllen, gab es in früheren Zeiten
unterschiedliche Methoden.
Wer es sich leisten konnte, bekam eine
Goldfüllung. In der "Chirurgischen Bibliothek" des Dr. August Gottlieb Richter
aus dem Jahre 1771 ist zu lesen: "Wenn der Kranke das Gold nicht sogleich
vertragen kann, so muss man die Höhle zuerst mit Gummi-Resina ausfüllen, bis die
Theile unempfindlicher werden."
Gummi-Resina ist das Harz des Efeus. In der
"Ausführlichen Arzneimittellehre" von 1827 heißt es, Gummi-Resina "kommt vom
Epheubaum...., einem bekannten kletternden Strauche, aus dessen Rinde es von
selbst oder aus gemachten Einschnitten.....hervorquillt."
Bei den Zahnkranken, die es sich nicht
leisten konnten, ihren hohlen Zahn mit Gold füllen zu lassen, blieb es bei der
Füllung aus Efeuharz. So funkelten den Reichen über Jahrhunderte das Gold aus dem Mund, während
die Armen mit einem harzigen Beigeschmack leben mussten.
Bäume verändern sich im Alter wie Menschen. Die Haut
wird faltig, die Rinde rauh und runzelig. Mit dem Alter stellt sich bei den
Baumriesen ein "Haarwuchs" ein: auf der zerfurchten Rinde siedeln sich mehr und
mehr Flechten und Moose an, der Baum bekommt einen grünen Bart.
Die Ahorne auf der Tratte am Hochgartdörfl sind zum Teil
schon um die 250 Jahre alt und entsprechend stark von Flechten und Moosen
besiedelt. Diese grünen Bärte
haben erstaunliche Fähigkeiten.
Der Bewuchs ernährt sich ausschließlich von
"Luftpost". Während andere Pflanzen den für das Wachstum notwendigen Stickstoff
aus dem Boden holen, beziehen Flechten und Moose ihren Stickstoff direkt aus der
Luft. Damit sind sie anderen Pflanzen klar überlegen, weil der
Stickstoffvorrat in der Luft nahezu unbegrenzt ist, während im Boden Stickstoff
eher knapp ist. Deswegen müssen die Landwirte auch immer wieder ihre Äcker mit
stickstoffhaltigem Dünger versorgen.
Durch die Anreicherung von Stickstoff
schaffen die Moose auch eine Lebensgrundlage für andere Pflanzen oben auf den
Bäumen. In der Tratte kann man z.B. als ungewöhnliche Epiphyten meterhohe
Fichten im Geäst entdecken.
Nicht nur im Großen, sondern auch im Kleinen fördert das
Moos die Vielfalt des Lebens auf den Bäumen. Verborgen im grünen Bart der Bäume
existiert ein ganzer Mikrokosmos.Myriaden von Kleinstlebewesen tummeln sich dort
in einer Art Miniatur-Dschungel: Winzlinge, wie das drollig aussehende
Bärtierchen, das meist nur eine Woche lebende Rädertierchen und gepanzerte
Moosmilben. Diese Kobolde sind so klein, dass man sie
kaum mit dem bloßen Auge erkennen kann. Auf 10 Quadratzentimeter Moospolster finden bis
zu 600 Tierchen einen Platz zum Leben.
Vom frommen Kraut zum sündigen Unkraut - das ist das
tragische Schicksal des Gänseblümchens. Am Ende wird aber doch alles gut für
Bellis perennis dank des Siegeszuges der Idee der Englischen Gärten.
Von den ursprünglich im Mittelmeerraum lebenden 12 Gänseblümchenarten hat es
nur eine in den Norden verschlagen. Frühe Ackerbauern brachten es als Heil-
und Nahrungsmittel mit und so wächst es heute zahlreich in den Wiesen um das
Hochgartdörfl.
Im Mittelalter galt das Gänseblümchen als Sinnbild von Demut,
Reinheit und Bescheidenheit. Es war ein Symbol der Mutter Gottes und der
Mutterliebe allgemein, weil das Gänseblümchen seine Blüten abends und bei
schlechtem Wetter beschützend schloss.
Später im 18. Jahrhundert wurde ein
Gerücht dem heiligen Kraut fast zum Verhängnis: man raunte, das Gänseblümchen
sei ein wirksames Mittel zur Abtreibung. Auch die Kirche glaubte dem Gerücht und
es begann ein regelmäßiger Kreuzzug gegen das kleine Blümchen. So gab es 1793
eine Verordnung, die jeden Bauern verpflichtete, sämtliche Gänseblümchen auf
seinem Land zu vernichten. Das wäre fast das Aus gewesen für das damals recht
seltene Blümchen, hätten sich nicht zeitgleich die offenen Rasenflächen der
Englischen Gärten verbreitet. In deren kurzgehaltenen Rasenflächen fand das
Gänseblümchen "Unterschlupf", denn es wächst so niedrig, dass es nicht abgemäht
wird.
Heute weiß man besser über die medizinische Wirksamkeit des
Gänseblümchens Bescheid. Das inzwischen weltweit verbreitete Gänseblümchen wird
in der Frauenheilhunde als "Arnika der Gebärmutter" sehr geschätzt, denn es hilft sowohl während, als auch nach der
Schwangerschaft.
Feuchtwiesen,wie man sie am Hochgartdörfl sehen kann,
gehören zu den am meisten gefährdeten Lebensräumen unserer Kulturlandschaft.
Viele Feuchtwiesenpflanzen sind vom Aussterben bedroht und mit jeder Pflanze,
die ausstirbt, verschwinden im Schnitt auch 10 Insektenarten, denn sie verlieren
nicht nur ihre Nahrungsgrundlage, sondern auch ihr Zuhause. Dank der mühevollen
Landschaftspflege der Bauern und Grundbesitzer sind die Feuchtwiesen am
Hochgartdörfl gerettet worden. Landwirt Josef Koller, der die Wiesen
bewirtschaftet, sagt: "Meine Wiesen sollen eine Bereicherung der
Kulturlandschaft sein. Ich freue mich immer, wenn im Frühjahr die Orchideen und
Trollblumen blühen."
Die Wiesen beherbergen heute ca. 100 verschiedene
Pflanzenarten. Eine davon ist die Bach-Kranzdistel, die zahlreich in den
Feuchtwiesen am Hochgartdörfl wächst. Sie ist bei Insekten sehr beliebt, weil
sie durch ihr Stachelkleid einen sicheren Unterschlupf bietet: nicht nur im
Dachbereich bei Blütenbesuchern wie Schmetterlingen und Bienen, sondern auch bei
vielen Dauermietern. Im Penthouse in den Samenständen wohnen die Larven von
Bohrfliegen und vom Distelrüssler. Die Blatt-Etagen beherbergen
Schmetterlingsraupen. Im Treppenhaus, im Inneren der Stängel, leben verschiedene
Käferlarven und je nachdem, welcher Imbiss gerade das beste Angebot hat, leben
auf der gesamten Pflanze verteilt verschiedene Wanzen und Blattläuse.
Wer würde nicht gerne einen Schatz finden? Nach antiken Legenden kann
Salomonssiegel diesen Wunsch in Erfüllung gehen lassen, denn laut Plinius dem
Älteren besitzt die Pflanze Zauberkraft. Mit ihrer Hilfe lassen sich nicht
nur verborgene Schätze finden, sondern auch Felsen sprengen, so wie König
Salomon: beim Bau seines Tempels soll er angeblich damit Felsen aus dem Weg
geräumt haben.
Doch nicht jedes Salomonssiegel, das am
Waldrand beim Hochgartdörfl wächst, hat magische Kräfte. Man kann
zwar der Legende nach die richtige Pflanze, auch Springwurzel genannt, erkennen,
indem an ihr die Sensen zerschellen und vorbeilaufenden Pferden spontan die
Hufeisen abspringen. Wer nicht dem Zufall vertrauen will, bedient sich aber der
Hilfe des Schwarzspechts, denn der weiß, wo das richtige Salomonssiegel wächst.
Plinius der Ältere hat eine genaue Anweisung gegeben, wie man vorgehen soll: Als
Vorbereitung wird ein rotes Tuch unter einen vom Schwarzspecht bewohnten Baum
ausgelegt, dann soll der Eingang zur Bruthöhle sorgfältig verstopft werden. Um
die Höhle schnellstmöglich wieder zu öffnen, holt der Vogel unverzüglich die
Springwurzel. Dann muss nur noch der Vogel erschreckt werden, so dass er die
Wurzel auf das rote Tuch fallen lässt. Und schon ist man im Besitz der
legendären Wurzel!
Früher hat man wirklich daran geglaubt. Aus dem Jahre 1696
sind Gerichtsakten überliefert von einem Verfahren gegen jemanden, der versucht
hatte, sich an einem Spechtbaum einer Springwurzel zu bemächtigen.
Da die
Springwurzel angeblich auch eiserne Ketten sprengen kann und deshalb die Gefahr
bestand, dass Gefangene mit Hilfe der Wurzel entfliehen könnten, gab es noch bis
ins 16. Jahrhundert Verordnungen, die die Mitnahme von Salomonssiegel in den
Kerker verboten.
Der Natur-Erlebnisweg führt durch einen Teil des
Rostwaldes. Dessen Name geht nach Meinung von Karl Aigner, einem der besten
Kenner der Berchtesgadener Berg- und Ortsnamen, darauf zurück, dass die
umliegenden Feuchtwiesen und der Wald einst als Pferdewiese genutzt wurden. Aus
Rosswald sei dann der Name "Rostwald" entstanden. Dieses Stück Wald blieb von
den Rodungen verschont, er wurde jedoch als Salinenwald genutzt. Als die ersten
Siedler im 12. Jahrhundert nach Berchtesgaden kamen, waren 75 % des Landes dicht
bewaldet. Um Landwirtschaft betreiben zu können, wurde immer mehr Wald gerodet
und so sind heute nur noch 45 % des Landes bewaldet.
Besonders nachdem das heutige Salzbergwerk im Jahre 1517 in
Betrieb genommen wurde, stieg der Bedarf an Holz rasant. Das Salz wird im nassen
Abbau gewonnen, um die Sole zu sieden, wurden riesige Mengen Holz verbraucht. Im
18. Jahrhundert wurden zwischen 20.000 und 30.000 fm (Festmeter) Holz jährlich
benötigt. So wurden laut Georg Meister, dem ehemaligen Leiter des
Gebirgsforstamtes Bad Reichenhall vom 17. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts fast
alle Wälder um Berchtesgaden mindestens einmal abgeholzt. In der Folge
veränderte sich die Waldzusammensetzung und der Anteil an Fichte nahm zu. Zur
Entlastung der Berchtesgadener Wälder wurde 1817 die Soleleitung nach Bad
Reichenhall gebaut. Danach konnte sich der Wald langsam erholen. Allerdings
hatten die Chorherren und später die bayerischen Könige eine künstlich hohe
Walddichte heranwachsen lassen, um ihrer Jagdleidenschaft nachgehen zu können.
Dadurch war der Verbiss an Laubbäumen und Tannen sehr hoch, was die weite
Verbreitung der Fichte förderte.
Entlang des Natur-Erlebnisweges im Rostwald
wachsen auffällig viele Brombeeren. Im Winter, wenn andere Nahrung knapp wird,
fressen die Rehe gerne Brombeerblätter. Warum ist die Brombeere dann trotzdem
hier so häufig? Ganz einfach, sie wächst schneller
als die Rehe fressen können. Die Brombeere kann
nämlich in einem einzigen Sommer bis zu 8 Meter wachsen!
Wird das Mädesüß von Bakterien oder einem Pilz
attackiert, aktiviert es mit Hilfe eines wohlbekannten Schmerzmittels sein
Immunsystem - das Aspirin. Auch wenn das Mädesüß verletzt wird, sei es
durch die Sense oder wenn Schädlinge ihre Blätter anknabbern, strömt
Salicylsäure, der Grundstoff des Aspirins, von der Wunde durch die Adern der
Pflanze bis in alle Blattspitzen und startet die Produktion von
Abwehrstoffen.
Im ehemaligen Kalkflachmoor südlich vom Naturbad
Aschauerweiher wird das Mädesüß in jedem Herbst abgemäht. Doch schon im nächsten
Frühjahr drängt es vom Rand der Wiesenfläche erneut in die Wiese vor. Die
robuste Wiesenkönigin wird bis zu 1,5 m hoch und erdrückt förmlich kleinere
Orchideen wie das Knabenkraut, indem sie ihm und den anderen lichtbedürftigen
Feuchtpflanzen die Sonne raubt.
Salicylsäure wurde lange aus dem Saft von
Mädesüß gewonnen und als schmerzstillendes und entzündungshemmendes Mittel
eingesetzt. Heute wird es in abgewandelter und verträglicherer Form synthetisch
hergestellt.
Der etwas befremdlich wirkende Rat, eine Aspirintablette ins
Blumenwasser zu geben, damit der Blumenstrauß länger hält, wirkt wirklich: die
Blumen empfangen das Warnsignal der im Wasser gelösten Salicylsäure und
versetzen ihr Immunsystem in Alarmbereitschaft. Sie sind dadurch besser
geschützt gegen Bakterien, die in die abgeschnittenen Stängel eindringen
wollen.
Der bis 1,5 m hohe Baldrian (Valeriana officinalis) wächst gerne auf feuchtem
Boden, so wie am Weg zwischen dem Naturbad Aschauerweiher und dem benachbarten
Röhricht.
Die unteren sattgrünen, gefiederten Blätter sind gestiehlt, die
oberen sind sitzend. Viele zart hellrosa bis weiße, trichterförmige Einzelblüten
bilden einen schirmähnlichen Blütenstand. Die Pflanze sieht ziemlich unauffällig
aus. Man ahnt nicht, welche Kräfte ihr innewohnen.
Die lieblichen Blüten
duften süß, ganz im Gegenteil zur Wurzel. Denn die getrocknete Wurzel riecht
recht unangenehm nach Käsefüßen und Stinkesocken. Und dennoch wird sie von der
Parfümindustrie benutzt, um den Duft von Moschus zu erzeugen, und von der
Aromaindustrie, um den Geschmack von Äpfeln in Eis und Gebäck vorzutäuschen.
Die Baldrianwurzel enthält mehr als 150 verschiedene Düfte, die auf den
Menschen eine beruhigende und schlaffördernde Wirkung haben. Was
den Menschen beruhigt, hat auf Katzen eine ganz andere Wirkung! Auf die
Vierbeiner wirkt Baldrian als Aufputschmittel, es riecht nämlich genau so wie
eine rollige Katze.
Aber nicht nur Katzen fühlen sich von dem Geruch sehr
angezogen, sondern auch Ratten, und so soll der Rattenfänger von Hameln Baldrian
bei sich getragen haben.
Erreichbarkeit mit dem RufBus
Berchtesgaden:
Wollen Sie auf den eigenen Pkw verzichten und
Parkplatzprobleme vermeiden? Kein Problem!
Der Ausgangspunkt
des Natur-Erlebnisweges Bischofswiesen ist mit dem RufBus
Berchtesgaden bequem zu erreichen.
Mehr Informationen: hier klicken
Urheberrecht Download Natur-Erlebnisweg:
Tourist-Info
Bischofswiesen/Manfred Kern, Fa. Liedtke & Kern,
München
Urheberrecht Texte:
Dipl.Geologin und B.Sc. Biologin Ulrike Goßner, Bischofswiesen
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